Mit jedem einzelnen Zug an unserer Zigarette nehmen wir ein unkontrollierbares, „wildes" Gemisch an chemischen Substanzen auf. Dieses Gemisch besteht aus zahlreichen pflanzlichen Stoffen, zu denen auch das Nikotin gehört, aber auch aus vielen Zusatzstoffen, die von den Zigarettenherstellern zugesetzt werden, um einerseits gewisse Geschmacksrichtungen zu erzielen, andererseits aber auch eine gewisse Abhängigkeit zu erreichen, unabhängig vom Abhängigkeitspotenzial des Nikotins. Damit entsteht nicht nur die Abhängigkeit vom Zigarettenrauchen an sich, sondern auch eine Abhängigkeit von einer ganz bestimmten Marke und deren Zusatzstoffen. Gefährlich ...
Nikotin, eines der stärksten und unberechenbarsten Gifte, das die Menschheit kennt, wird vom Raucher selbst in Bruchteilen von Sekunden über die Mundschleimhaut aufgenommen und gelangt sofort in den Blutkreislauf. Dort erreicht es jedes Organ des Körpers und entfaltet in rasendem Tempo seine gefährliche Wirkung:
Einerseits führt es sofort zu einem Krampf der Blutgefäße, die sich derart zusammenziehen, dass nur noch ein Bruchteil an Blut hindurchfließt. Diese Kontraktion ist dadurch möglich, dass alle Blutgefäße eine eigene Muskulatur, die sog. „glatte Muskulatur" in ihrer Wand aufweisen. Wir brauchen diese Muskeln auch, damit sich die Blutgefäße z. B. bei Kälte zusammenziehen und damit bei Bedarf (Kälte) der Wärmeverlust des Körpers über die Haut so gering wie möglich gehalten wird. Kommt man danach in die Wärme, dehnen sich die Gefäße wieder, die Durchblutung steigt und die Haut rötet sich.
Nikotin blockiert diesen Mechanismus und führt zu einem relativ lang andauernden Blutgefäß - Krampf mit Einschränkung der Durchblutung aller Organe im Körper, auch der Haut. Messen kann man dies sehr gut durch Wärmekameras, die die Hauttemperatur messen. Damit kann man sogar bildlich äußerst gut darstellen, wie die Wärme - und damit auch die Hautdurchblutung - schon nach dem ersten Zug an einer Zigarette deutlich abnimmt. Natürlich macht auch hier die Menge das Gift. Nach einer Zigarette ist erst einmal „Dauerkrampf" angesagt...
Andererseits „vergiftet" es die Blutgefäß - Endothelien, d. h. diejenigen Zellen, die unsere Blutgefäße von innen als zarte, sehr empfindliche Zellschicht auskleiden, sozusagen als „Samt und Seide für unsere Blutkörperchen". Die Schädigung dieser Endothelien führt über kurz oder lang zum allmählichen Absterben einzelner Zellen und schließlich ganzer Zellkolonien. Der Körper registriert dies und beginnt sofort zu reparieren, kann aber das Original nicht mehr herstellen. Er muss also mit der Ausbildung einer Narbe reagieren. Diese Narbe wächst mit der Zeit, eben durch immerwährende, chronische Schädigung, immer weiter, bis sie am Ende eine Blutgefäß - Verengung, eine sog. Gefäßstenose, bewirkt. Die Oberfläche dieser Verengungsnarbe ist nicht mehr so glatt wie die ehemalige Innenauskleidung. Bleiben daran die Blutzellen hängen, so bildet sich mit der Zeit ein regelrechter, kleiner „Klumpen" aus Blutzellen und Blutgerinnungs - Bestandteilen, der am Ende das Blutgefäß verschließt. Der nach dem Blutgefäßverschluss folgende Gewebeteil wird nicht mehr ernährt und stirbt ab. So entsteht ein Herzinfarkt (Verschluss eines Herzkranzgefäßes) oder auch ein Schlaganfall (Verschluss eines Hirngefäßes).
Hierfür gibt es wieder mehrere denkbare Mechanismen:
Teerbestandteile im Zigaretten- oder Tabakrauch
Die Teerbestandteile im Zigaretten- oder Tabakrauch gelangen nicht nur in die Lunge, sondern auch in gewisser Menge ins Blut. Hier zirkulieren sie mit dem Blutstrom so lange, bis sie „irgendwo im Gewebe des Körpers" hängen bleiben. Dort setzen sie sich ab und bewirken über die Jahre und Jahrzehnte des Tabakgenusses eine rehbraune, etwas „schmutzig" aussehende Hautfarbe. Der Raucher selbst bemerkt diese sehr langsamen Veränderungen praktisch nie, wohl aber die Umwelt. Entweder bewusst oder unterbewusst.
Einschränkung der Hautdurchblutung
Der zweite, wichtige Mechanismus ist die oben bereits beschriebene Einschränkung der Hautdurchblutung. Wo weniger durchblutet wird, kann auch weniger gearbeitet und repariert werden. Das heißt, die Reparaturmechanismen des Körpers funktionieren hier viel schlechter als beim Nichtraucher. Über die Jahre entsteht „mangels Arbeitskraft" ein Sanierungsbedarf, der sich über eine Hauterschlaffung und damit auch Voralterung der Gesichtshaut sehr deutlich bemerkbar macht. Letztlich entsteht dann der Wunsch nach einer Gesichtsstraffung.
Der dritte Grund für eine Voralterung
Der dritte Grund für eine Voralterung und Hauterschlaffung des Gesichts durch Tabakgenuss ist, dass offensichtlich die darin enthaltenen Gifte die Elastischen Fasern und die Kollagenfasern der Haut angreifen und beschädigen. Am Ende entsteht ein ähnlicher Effekt wie bei der Sonneneinstrahlung mit „Zerbrechen" der Elastischen Fasern und damit Erschlaffung der Gesichtshaut und der übrigen Körperhaut.
Im Einzelnen sind die Folgen schon in den entsprechenden Kapiteln beschrieben worden.
Der oder die Betroffene kommt zum Plastischen und Ästhetischen Chirurgen mit einem ziemlich einheitlichen Bild, der sog. „Facies nicotinosa", dem sogenannten „Rauchergesicht". Die Haut hat diese typische, fahlgraue Farbe mit deutlichem Elastizitätsverlust. Sie hängt am Gesicht herunter, zieht an den Unterlidern. Die Oberlidhaut scheint im Überschuss vorhanden, weil auch die Stirnhaut nachgegeben hat und die Augenbrauen nach unten sinken lässt. Viele Frauen versuchen dies durch einen etwas übertriebenen Augenbrauen - Bogen zu kaschieren, z. B. durch entsprechendes Brauenzupfen, Brauenstrich oder Permanent - Makeup.
Besonders typisch für den chronischen Raucher ist das sog. „Pflastersteinrelief" der Haut. Hierbei kommt es durch den Elastizitätsverlust zu einer Vertiefung der feinen Hautfurchen und Hautfalten, so dass ein Hautrelief entsteht, das an einen Pflastersteinbelag der Straße stark erinnert. Das ist so deutlich, dass diese Bezeichnung bereits zu einem medizinischen Fachbegriff in der Literatur geworden ist.
Die Hautärzte sagen mit Fug und Recht, die Haut sei der Spiegel unserer Inneren. Schließlich ist sie das größte Organ des Menschen. Wie bereits beschrieben, gelangen die Giftstoffe über den Blutkreislauf in den gesamten Körper. Daher klingeln bei mir als Arzt erst einmal alle Alarmglocken, wenn ein Patient mit Raucherhaut zu mir hereinkommt. Das ist keine Abwertung, aber eine dringende Mahnung zu erhöhter Vorsicht bezüglich der Risiken einer eventuell bevorstehenden Operation.
Nikotingenuss führt zur Blutgefäß - Kontraktion (siehe oben) und stört die Durchblutung von Organen und Körpergeweben, insbesondere auch der Haut.
Chronischer Nikotingenuss führt über eine Schädigung der Blutgefäß - Endothelien (der Innenauskleidung der Blutgefäße) zu einer zunehmenden Vernarbung des Blutgefäß - Innenlebens und damit zu einer bleibenden Reduzierung der Blutversorgung von Geweben und Organen des Körpers.
Letztlich muss ein Arzt bei einem Patienten, der deutliche Veränderungen seiner Haut aufweist, auch auf den Rest des Körpers, auch auf die Inneren Organe wie z. B. das Herz, zurückschließen und vorsichtiger werden, damit dem Patienten durch den Eingriff nicht zu viel zugemutet wird, damit Leib und Leben nicht gefährdet werden. Ein beispielsweise schon im Ruhezustand belastetes Herz, das schlechter als normal durchblutet ist, wird den Stress und die Belastung einer Operation weniger gut verkraften als ein gesundes Herz. Daher sollte ein verantwortungsbewusster Operateur dies erkennen und entweder den Eingriff kleiner, weniger belastend halten, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen im Vorfeld der OP einleiten oder im Zweifelsfall den Patienten einem Fachkollegen zur weitergehenden Untersuchung vorstellen, damit die Herzkraft und Belastbarkeit des Herz - Kreislauf - Systems überprüft und bestimmt werden kann. Internisten, oder noch spezialisierter die Kardiologen (Herz - Internisten), sind dafür die richtigen Fachleute.
Letztendlich ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Chirurg und Internist oft eine fruchtbare Angelegenheit für den betroffenen Patienten. Das gilt selbstverständlich nicht alleine für Raucher.
Plastische Chirurgen sind sehr darauf angewiesen, dass das von ihnen bearbeitete Gewebe gut durchblutet ist. Denn in der Plastischen Chirurgie muss man oft an die Grenze der Gewebsdurchblutung gehen, um Gewebeteile anspannen und verschieben zu können. Das gilt insbesondere auch für das Facelift.
An der Basis des Hautlappens mag ja die Durchblutung noch gut sein. Aber wie sieht es mit der Lappenspitze aus? Mit dem am weitesten von der Durchblutungsbasis des Lappens entfernten Gewebeteil? Der sogenannten „letzten Wiese der Durchblutung"?
Hier ist ganz besonders entscheidend, wie weit die Blutgefäße aufgedehnt sind. Was während der Operation noch „o.k." aussieht, kann sich unter Anspannung der Haut im Rahmen eines Faceliftings schnell ändern. Denn wenn ich ein Blutgefäß (wie einen Gartenschlauch) immer weiter dehne, dann wird es auch immer dünner und immer weniger Blutfluss passt hindurch. Wenn dann der Raucher in dieser Situation zur Zigarette greift, passiert genau das, was oben beschrieben ist: Die Blutgefäße im Gewebe bekommen zusätzlich einen Krampf. Im schlimmsten Fall führt dies in den am schwächsten durchbluteten Gewebearealen zu einem derartigen Versorgungsmangel an Sauerstoff und Nährstoffen, dass das Gewebe abstirbt. Und das ist schon oft genug passiert. Überall. Man spricht in diesem Fall von „Gewebenekrose", also Absterben von Gewebe.
Mitten im Gesicht ist dies durchaus unerwünscht. Daher mein Appell an den Raucher mit Wunsch nach einem Facelift: Hände weg von der Zigarette ... so gut Sie es können ...
Die Misere des Ästhetischen Chirurgen beim Facelifting für Raucher:
Raucher, insbesondere wenn sie gleichzeitig auch Sonnenanbeter sind, haben im allgemeinen eine besonders stark erschlaffte, unelastische Haut, aber auch eine deutlich schlechtere Durchblutung ihres Gesichts. Eigentlich müsste man bei der reduzierten Hautelastizität die Haut eher stärker anspannen als beim Nichtraucher, dann aber würden die Gefäße stärker gedehnt und noch weiter ausgedünnt, obwohl ihre Mikrodurchblutung ohnehin schon schlechter ist.
Der Kompromiss: Auf keinen Fall zu stark an der Haut ziehen! Die Gesichtshautstraffung muss eher moderat erfolgen, um das Risiko eines Gewebeuntergangs so weit wie möglich zu reduzieren. Nach der Operation, wenn die Schwellung langsam abnimmt, wird ein gewisser Rest an Hauterschlaffung daher übrig bleiben müssen, denn durch den Elastizitätsverlust der Haut kann sich dieser „Rest" oft auch nicht mehr ausreichend zurückbilden. Im schlimmsten Fall, und bei entsprechendem Anspruch des Patienten, kann dies in gebührlichem Abstand eine Folgeoperation als sog. Rezidiv - Facelift oder Zweit - Facelifting erforderlich machen.
Das ist unabhängig vom Operateur der Fall. Die Unterschiede liegen lediglich darin, wie viel Risiko Arzt und / oder Patient bereit sind, einzugehen.
Meine Empfehlung: Lieber etwas weniger straffen, dafür aber sicherer sein. Ist die dicke Narbe erst mal im Gesicht, kommt die große Unzufriedenheit. Das will niemand wirklich haben.
Beratungstermin in unserer Praxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Darmstadt-Griesheim
Für weitere Informationen stehe ich Ihnen gerne in meiner Praxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Darmstadt-Griesheim zur Verfügung. Sie erreichen uns unter der E-Mail-Adresse info(at)dr-fenkl.de.
Montag bis Donnerstag von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr,
Beratungstermin Vereinbarung:
Tel. 06155 - 87 88 84