Dr. med. Roman Fenkl
Plastische & Ästhetische Chirurgie
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Cellulitis oder Cellulite

Das eingedeutschte Fachwort Wort „Cellulitis“ weist die Endung „-itis“ auf, die im medizinischen Sprachgebrauch immer ein „entzündliches Geschehen“ bezeichnet.

Ich habe sehr lange versucht, herauszufinden, was diese sogenannte „Entzündung“ überhaupt bedeuten soll. Die Einen meinen damit die Haut, die Anderen sehen die Cellulite eher im Fettgewebe unter der Haut lokalisiert. Fast immer waren Frauen davon betroffen. Welche medizinisch fassbaren Veränderungen jedoch hierdurch stattfinden, wird nirgendwo hinreichend fachgerecht beschrieben. Daher stellte sich als klare und eindeutige Definition der Cellulite folgende Schlussfolgerung heraus: „Ich weiß nicht was Sie mit Ihrer Haut haben, aber es sieht wirklich nicht schön aus …“.

Mit dieser sehr cleveren Formulierung wird ziemlich viel Geld verdient, indem alle möglichen Behandlungsmethoden angewendet werden. Meist wirken sie nicht. Die Erklärung der „Therapeuten“ für die Unwirksamkeit: „Offensichtlich spricht Ihre Haut nicht auf die Behandlung an …“ Damit wird ein Haken hinter den Verdienst gemacht.

Doch was ist Cellulite wirklich? Natürlich ist es in erster Linie eine clevere „Geschäftsidee“. Nach meinem Dafürhalten scheint es eine unangenehme, regelmäßige Wellung der Hautoberfläche zu sein, die mit zunehmendem Alter verstärkt auftritt und natürlich ästhetisch stört. Sehr sicher hat sie rein gar nichts mit einer „Entzündung“ zu tun. Sie ist vielmehr eine natürliche Veränderung, die vor allem mit einer Zunahme des Fettgewebes unter der Haut (ausdrücklich nicht mit einer reinen Gewichtszunahme) zu tun zu haben scheint. Da Frauen in aller Regel einen wesentlich höheren Anteil an Fettgewebe und gleichzeitig eine sehr viel dünnere Haut als Männer haben, macht sich das „cellulitische Phänomen“ bei ihnen deutlich stärker bemerkbar. Die Besonderheit dabei ist, dass weder die Haut noch das Fettgewebe unter der Haut „krank“ zu sein scheinen.

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„Cellulitis ist Erdbeere“! Das ist es, was ich herausgefunden habe, natürlich bewusst etwas provokativ formuliert. Die medizinisch-anatomische Erklärung hierfür lautet folgendermaßen: Zwischen der Haut des Körpers und der darunter liegenden Muskulatur (egal an welcher Stelle von Rumpf oder Extremitäten) befindet sich Fettgewebe, das sog. „subkutane Fettgewebe“. Dieses Fettgewebe hat sehr wichtige Eigenschaften, denn es sichert die Verschieblichkeit der Haut gegen die darunter gelegene Muskulatur ebenso so ab wie es tangential auf die Haut auftreffende Scherkräfte aufnimmt, etwa im Bereich der Oberschenkel-Rückseiten beim Herunterrutschen von einer Stuhlkante.

Cellulitis/Cellulite

Dennoch ist es zur gleichen Zeit in der Lage, eine Art „Stoßdämpfer-Funktion“ zu übernehmen, womit direkt auf die Haut aufprallende Kräfte gedämpft und wellenförmig zu den Seiten verteilt werden. Das Resultat ist dann ein Hämatom (Bluterguss unter der Haut), jedoch in den seltensten Fällen ist die Schlagstärke ausreichend stark, um die Haut an dieser Stelle zum Absterben zu bringen. Dank unserem Fettgewebe.
Das subkutane Fettgewebe kann diese wichtigen Funktionen nur erfüllen, indem es einen speziellen, an die zu erwartenden Belastungssituationen angepassten Aufbau aufweist. Ganz sicher ist es nicht eine „gelbe, fließende Marmeladeschicht“. Vielmehr sind die hochgradig empfindlichen Fettzellen unter der Haut in einer Art Kolonien organisiert, die voneinander wiederum durch feste Septen (sehr feste, bindegewebige Wände) getrennt sind. Diese Septen sind in jeder Region des Körpers anders angeordnet, immer aber so, dass sie die zu erwartenden Kräfte auf die Hautoberfläche optimal abdämpfen können. Meist verlaufen sie vertikal von der sehnigen Muskelhülle (medizinisch Faszie) zur Haut, in der sie sich verankern. Diese Septen bestehen vorwiegend aus kollagenen Fasern, sind zwar beweglich (nicht „stocksteif“ wie Betonsäulen, eher wie Girlanden), geben jedoch in der Länge nicht nach, lassen sich also nicht so leicht dehnen. Das sollen sie laut Natur auch nicht, sonst könnten sie ihre „Puffer-Aufgaben“ nicht gut genug erfüllen. Es handelt sich also um bewegliche, anpassungsfähige, aber nicht dehnbare Weichteil-Gebilde unter der Haut.

Im Laufe des Alterungsvorgangs nimmt die Muskelmasse bei jedem Menschen ab und die Fettgewebsmenge unter der Haut nimmt zu (darum wirken wir im Alter korpulenter, obwohl wir über Jahre unser Gewicht auf der Waage halten). Das zunehmende Fettgewebe braucht Platz. Da die Septen der Fettgewebsschicht nicht nachgeben und die darunter gelegene Muskulatur auch nicht, bleibt nur noch eine „Schwachstelle“ übrig: die Haut. Dort, wo die unelastischen Septen in die Haut einstrahlen, gibt diese nicht nach, dafür aber an denjenigen Stellen, wo sie nicht „festgehalten“ wird, wo die einzelnen Fettzell-Kolonien darunter sitzen. Es entwickelt sich eine umschriebene Vorwölbung der Haut an vielen Stellen, was wir als Hautunregelmäßigkeiten wahrnehmen, die ähnlich aussehen können wie ein gepflasterter Weg, eine Art „Pflasterstein-Relief“.

Eine viel bessere Beschreibung dieses Effektes fiel mir einmal in einem meiner Sommerurlaube auf. Es gab knackig-frische Erdbeeren zum Frühstück. Die Oberfläche dieser Erdbeeren sah ähnlich aus wie eine Cellulite-Hautoberfläche. Ich schnitt die Beere auf und erkannte die Ursache: Die Erdbeere hatte ähnliche Septen wie die menschliche Haut, mit dem gleichen Effekt der Einziehung der Oberfläche überall da, wo die Septen in die Hautoberfläche einstrahlen. Ich habe das für Sie fotografiert, um es Ihnen besser erklären zu können.

Diese Erscheinungsform zu beheben, gibt es einige Möglichkeiten: Entweder der viel beanspruchte „Sport“, der im Idealfall zu einer Vermehrung der Muskelmasse und gleichzeitigen Reduktion der subkutanen (unter der Haut befindlichen) Fettgewebs-Masse führen soll, so dass der Druck von innen auf die Haut wegfällt, sie glättet sich. Das gelingt in den seltensten Fällen.

Alternativ werden „Massagetherapien“ angeboten. Sie können nur wirken, wenn sie die Bindegewebs-Septen „irgendwie dehnen“. Die Haut könnte dann glatter erscheinen, würde jedoch im Stehen deutlich stärker absinken, weil sie weniger Halt vom Untergrund her hat, eigentlich ein unerwünschter Zustand.

Die einzige mir bekannte, wirklich effektive Therapie gegen die unschöne Cellulite ist die feine Fettgewebsabsaugung (Liposuktion) der betroffenen Körperregion. Hierbei wird die Fettgewebsschicht unter der Haut so weit reduziert (keinesfalls vollständig, denn wir brauchen sie noch), dass die Bindegewebssepten nicht mehr unter Maximalspannung stehen und die Hautoberfläche sich wieder glätten kann. Nach der Operation werden die abgelösten Hautschichten durch optimal angepasste Kompressionskleidung wieder glatt an den Untergrund angelegt, wo sie zunächst festkleben und anschließend mit dem Untergrund dauerhaft verwachsen, was das Cellulite-Erscheinungsbild im Allgemeinen behebt, je nach Qualität der Operation und Qualität der Haut der Patientin. Vielen meiner Patientinnen konnte auf diese Weise bereits gut geholfen werden, jedoch habe ich allen von ihnen ausdrücklich gesagt, dass ich ihnen den erwünschten bzw. erhofften Behandlungserfolg keinesfalls versprechen kann. Übertriebene Erwartungen nach jugendlich-glatter, spannkräftiger Haut sind auch hierbei fehl am Platz. Vielmehr ist der OP-Effekt mit einer „Verbesserung“ des störenden Erscheinungsbildes besser umschrieben.

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