Dr. med. Roman Fenkl
Plastische & Ästhetische Chirurgie
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Eine 18-jährige Patientin mit schwerwiegender, einseitiger Brust- und Körper-Fehlbildung im Sinne eines POLAND-Syndroms

Fotos: Dr. med. Roman Fenkl, mit schriftlicher Zustimmung der Patientin

Poland-Syndrom vor der OP
Poland-Syndrom vor der OP seitlich

Die 18-jährige Patientin mit POLAND-Syndrom bei ihrer Erstvorstellung und präoperativ.
Die erhebliche Brust-Asymmetrie, unter der die Patientin litt, ist nicht zu übersehen. Die Funktionseinschränkung der linken Schulter ist in Ruhe kaum wahrnehmbar, doch die linksseitig veränderte Achselhöhlen-Falte (medizinisch: Axillafalte) verrät dem Arzt das tatsächliche Problem.

Das POLAND-Syndrom ist in der Regel charakterisiert durch ein einseitiges, teilweises oder vollständiges Fehlen des Großen Brustmuskels (des Pektoralis-Muskels), was sich auch mit auf die Größe und Form der betroffenen Brust auswirken kann, so dass diese in der Regel kleiner ausfällt und damit zu einem ästhetischen und funktionellen Problem wird.
Doch leider hatte die Fehlbildung der 18-jährigen, intelligenten Patientin, die, überwiesen an uns von ihrer sympathischen und kompetenten Frauenärztin, unsere Praxis betrat, ein weitaus größeres Fehlbildungs-Ausmaß als erwartet. Das erschreckte mich – zugegebener Maßen – zuerst etwas, weil ich gerne schon bei der ersten Vorstellung meiner Patienten die korrekte Lösung parat haben möchte, schließlich muss sich ja die Expertise eines Facharztes irgendwie äußern.

Nicht so bei dieser Patientin. Denn, ganz unabhängig vom bestehenden Brustgrößen-Unterschied von rechts etwa C-Körbchen und links etwa A-Cup, zusätzlich zu ihrem fehlenden Pektoralis-Muskel, fehlte ihr auch noch fast das ganze linke Schlüsselbein, und damit war auch die gesamte Schulter in ihrer freien Beweglichkeit stark behindert, der Schultergürtel deformiert. Doch das war noch nicht alles, denn auch das Herz dieser jungen Frau befand sich auf der rechten Seite des Brustkorbs anstatt links, und damit nannte man diese zusätzliche Fehlbildung medizinisch einen „Situs inversus“ (zu deutsch: „Seitenverdrehung der Eingeweide“). Um es noch etwas schwieriger zu machen, lag kein kompletter Situs inversus vor, d.h. die Bauch-Eingeweide befanden sich an korrekter Stelle, doch die Eingeweide des Brustkorbs waren „verdreht“, vor allem das Herz. Man musste also auch an die Lunge denken, und die Luftröhre, die natürlich für die bevorstehende Narkose (Beatmungsschlauch, Endotracheal-Tubus) gebraucht würde. Außerdem war nicht ganz klar, ob die Lunge aufgrund solch schwerwiegender Fehlbildungen eine ausreichend gute und sichere Funktion haben würde, so dass eine mehrstündige Narkose sicher und gefahrlos für die Patientin überstanden würde.
Hier war die bewährt gute, eigentlich optimale, Zusammenarbeit mit unserem erfahrenen Narkosearzt der beste Rat. Der veranlasste im Vorfeld die erforderlichen Untersuchungen, und wir konnten nun tatsächlich an die Operation denken und planen.

Sehr wertvoll war die Einbindung der Mutter der Patientin, die sehr bekümmert war und beruflich aus dem medizinischen Umfeld stammte, uns also mit ihren Mitteln unterstützen konnte. Die Zielvorgabe war eine möglichst normal aussehende und gleichmäßig große Brust.
Erfahrungsgemäß gehen solche Fehlbildungen immer mit inneren Narben einher, denn die zugrunde gegangenen, normalen Gewebeteile wie Pektoralis-Muskel und Schlüsselbein-Knochen haben dort innere Narbenstränge hinterlassen, die nur sehr wenig nachgeben und damit einem eventuellen Brustimplantat kaum Raum lassen, dieses sogar unschön verformen können. Die einseitige Brustvergrößerung mit einem Silikon-Implantat, vordergründig scheinbar die einfachste Lösung, wäre damit – davon war ich überzeugt – so ziemlich die schlechteste und ungünstigste Operationsform für diese junge Patientin gewesen.

Die Eigenfett-Transplantation (AFT = Autologe Fettgewebs-Transplantation) allerdings besteht nicht alleine aus einer reinen Fettgewebs-Transplantation. Vielmehr „schlafen“ im Fettgewebe jedes Menschen unzählige Stammzellen, deutlich mehr noch als im Knochenmark, wie man aus neueren Forschungen sehr genau weiß. Stammzellen sind jedoch „Alleskönner“, sozusagen Allrounder. Sie können sich in alle Zellen verwandeln, die vor Ort benötigt werden, aber auch „reparieren“. Inzwischen ist wissenschaftlich einwandfrei nachgewiesen, dass Stammzellen sogar bestehendes Narbengewebe „auflösen“ können, natürlich nur in gewissem Umfang.

Hier gab es also mehrere Gründe für die Eigenfett-Transplantation: Einerseits eine viel zu kleine linke Brust, aber auch narbig zugrunde gegangenes Muskelgewebe und linkes Schlüsselbein, was funktionell auch zu einer narbig bedingten, linksseitigen Schultersteife führte, unter der die Patientin ebenfalls litt. Dazu war sie nicht extrem schlank, sondern konnte einige Fettpölsterchen vorweisen, die selbstverständlich ideal für eine „Fettgewebs-Ernte“ dienen konnten, mit einem zusätzlichen, gewünschten ästhetischen Effekt. Die transplantierten Fettzellen sollten die linke Brust vergrößern, die übertragenen Stammzellen das bestehende Narbengewebe so weit wie möglich auflösen bzw. abbauen, und damit – so der Plan – die Schultersteife bessern. An eine komplette Aufhebung der funktionellen Schulter-Problematik war mangels bestehender Knochen-Gerüststruktur selbstverständlich nicht zu denken.

Nach langen Gesprächen mit der Patientin und ihrer Mutter, in denen selbstverständlich auch herausgestellt wurde, dass dieses große Problem mit einem einzigen operativen Eingriff nicht behoben werden kann, erfolgte die gemeinsame Planung des Eingriffes.
Da der linksseitige Hautmantel der Brust sehr eng war und wir auch mit weniger operativen Eingriffen auskommen wollten, bereiteten wir die Transplantation mit dem BRAVA-System vor, um einerseits den Brust-Hautmantel vorzudehnen, die Brusthaut also zu lockern, andererseits die Durchblutung im bestehenden Brustgewebe deutlich zu steigern, um die Ernährung der transplantierten Fettgewebs-Zellen zu verbessern und damit ihre Einheilungsrate zu erhöhen. Das dauerte insgesamt ein halbes Jahr, natürlich auch bedingt durch die schulische Terminierung der jungen Patientin, die auch noch vor ihrem Abitur stand.
Im Rahmen des Eingriffes entnahmen wir das Fettgewebe vom Unterbauch und konnten 360 ccm reines Fettgewebe mit Stammzellen in den Körper, die fehlgebildete linke Brust, zurück transplantieren.

Unsere Patientin mit POLAND-Syndrom linksseitig vor (linke Seite) und ein Vierteljahr nach ihrer ersten AFT-Transplantation. Die Brust ist inzwischen postoperativ vollständig abgeschwollen. Der Größenunterschied der linken Brust im Vergleich zum Vorbefund ist deutlich erkennbar.

 

Unsere erste Transplantation war ein voller Erfolg mit einem deutlichen Größengewinn der linken Brust.
Danach brauchte die junge Frau eine Pause, weil das Abitur bevorstand und Praktika mit Auslands-Aufenthalt danach.

Nach fast 2 Jahren, erneut mit einer Vorbereitung der linken Brust mittels des BRAVA-Systems, konnten wir die zweite AFT durchführen. In diesem Eingriff wurde Fettgewebe vom Mittel- und Unterbauch sowie der Hüftregion entnommen, was der Figur gut tat. Insgesamt hatten wir in diesem Eingriff 270 ccm transplantiert, für mehr war der bestehende Hautmantel der Brust zu eng gewesen. Doch das reichte. Bereits nach dem zweiten Eingriff hatten wir linksseitig eine Brustgröße erreicht, mit der die Patientin zufrieden war, eine besonders große Brust strebte sie ohnehin nicht an, weil diese ihre Rumpfstatik nicht unbedenklich beeinträchtigt hätte.

Vor der AFT-Transplantation
4 Monate nach der 2. AFT-Transplantation

Unsere Patientin mit POLAND-Syndrom linksseitig vor (linke Seite) und 4 Monate nach ihrer zweiten AFT-Transplantation (rechts).
Der Größengewinn der linken Brust ist deutlich erkennbar.
Problematisch ist noch die rechte Brust, die zu groß und zu stark hängend ist, so dass eine gute Brust-Symmetrie noch nicht erreicht wurde.

 

Da die gewünschte, natürliche Brust-Symmetrie noch nicht erreicht wurde, weil die rechte Brust noch zu groß war und zu stark herunterhing, musste ein dritter Eingriff geplant werden, und zwar die angleichende Verkleinerung und Straffung der rechten Brust an die linke. Dieser „Standard-Eingriff“ der Plastischen Chirurgie würde sicher nicht die „absolute Symmetrie“ erbringen können, jedoch eine weitestgehende Angleichung der Brustgrößen. Dies ist wichtig im BH (Kauf eines passenden BH), im Bikini am Strand, bei der Suche nach passender Kleidung und – natürlich – ganz besonders für das subjektive Selbstwertgefühl vor dem Spiegel und in der Partnerschaft.

Ein halbes Jahr nach der zweiten AFT-Sitzung verkleinerten und strafften wir die rechte Brust und glichen sie an die linke an. Die Schwierigkeit hierbei ist, dass schon während der Operation das operierte Brustgewebe stark anschwillt und daher keinen exakten Größenvergleich zulässt, nur einen ungefähren, der auch nicht unwesentlich von der Erfahrung des Operateurs abhängt. Wir reduzierten die rechte Brust um 328 g, das ist relativ viel als Größen-Differenz, und wir verkleinerten auch den rechten Brustwarzenhof. Leider hat die Brustwarzen-Haut die Eigenschaft, nachzudehnen, so dass aufgrund dieser Eigenschaft eine seitengleiche Brustwarzen-Größe nicht erzielt werden konnte. Interessanter Weise ließ sich der linke Brustwarzenhof, trotz der Spannungszunahme durch reichlich transplantiertes Fettgewebe, kaum weiter aufdehnen. Dies lag sicherlich an dem fehlbildungs-bedingten Narbengewebe, das die linke Brust durchzog und diese Nachdehnung antagonisierte.

Trotzdem ließ sich ein relativ symmetrisches Ergebnis erzielen, mit dem unsere Patientin sehr zufrieden war, weitere Angleichungen bzw. Optimierungen wünschte sie nicht und begann ein normales Leben mit Studium und beruflicher Bildung. Sie stellte sich noch 3 Monate nach ihrer rechtsseitigen Brustverkleinerung in unserer Praxis vor, danach leider nicht mehr. Fast 6 Jahre später rief ich ihre Mutter an und bat sie nochmals, ihre Tochter / unsere Patientin für eine abschließende Kontrolle zu uns zu schicken.

Ich hoffe bis heute, dass sie noch den Weg zu uns finden wird. Denn nicht nur ich als ihr Operateur, auch das gesamte Team hat damals sehr viel „Herzblut“ in diese besondere operative Therapie investiert, und dieses Problem ein Stück weit mitgelebt, um das Leben dieser jungen Frau so weit wie möglich „normal“ zu ermöglichen. Insofern sind wir alle natürlich sehr daran interessiert, wie es ihr geht, und vielleicht findet sie ja nochmals den Weg zu uns. Wir würden und sehr darüber freuen.

Die Ausgangssituation
Nach der 2. AFT-Transplantation

Unsere Patientin mit linksseitigem POLAND-Syndrom (links) vor Behandlung und rechts nach zweimaliger AFT sowie angleichender Brustverkleinerung rechts um 328 g, als auch Bruststraffung in T-Schnitt-Technik. Die OP-Narben sind typischer Weise nach 3 Monaten noch gerötet und blassen nach ca. einem Jahr deutlich ab, werden i.d.R. sehr unauffällig.

Die halbschräge Aufnahme belegt, dass die Brusthaut links (noch) nicht nachgeben will. Wir haben erwartet, dass sich die linke Brust im weiteren Verlauf noch natürlich senken wird. Doch leider stellte sich unsere Patientin nicht mehr zur letzten Abschlussuntersuchung vor.

Die Décolleté-Aufnahme 3 Monate nach angleichender Brustverkleinerung rechts zeigt eine deutliche operative Symmetrisierung. Leichte Rest- Asymmetrien sind leider nicht vermeidbar, könnten jedoch auf Wunsch nachträglich und ohne besonderen Aufwand jederzeit „idealisiert“ werden.

Der Ausgangszustand vor allen operativen Maßnahmen und rechts das abschließende Operationsergebnis

Beratungstermin in unserer Praxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Darmstadt-Griesheim

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