OBERARM-LIPOME

In diesem Bereich ist man schon etwas aus der Gefahrenzone heraus, doch statt dessen erkauft man sich als Chirurg andere Schwierigkeiten: Ich habe bereits große Lipome innerhalb des Bicepsmuskels operiert. Der Muskel muss sehr geschont, von der Lipom-Oberfläche abpräpariert, beiseite gehalten und nach der Geschwulstentfernung wieder rekonstruiert werden. Schwieriger wird es an der Vorder- und Außenseite des Oberarms. Denn hier liegt natürliches Fettgewebe, das in die Tiefe bis zum Knochen zieht und die wichtigsten Nerven und Blutgefäße des gesamten Armes beherbergt. Dieses Fettgewebe ist sehr speziell und besonders weich. Lipome in diesem Bereich sind daher nur schwer abgrenzbar und gehen, wie bereits öfter erlebt, ohne jegliche, erkennbare Abgrenzung in das tiefe, originäre Fettgewebe über. Das heißt, in der Tiefe gibt es an dieser Stelle meist keine Lipomkapsel mehr, die man chirurgisch verfolgen könnte, so dass man irgendwann das Gewebe an geeigneter Stelle „intuitiv absetzen“ muss, was nicht leicht fällt.

Beispiel einer 59-jährigen Patientin mit einem großen Lipom am hinteren Oberarm

Fotos: Dr. med. Roman Fenkl, mit schriftlicher Zustimmung der Patientin

Hierzu eine Patienten-Geschichte:

Eine dieser Operationen mitsamt ihrer Patientin, die 1 Jahr zuvor in einer Universitätsklinik operiert worden und mit dem Ergebnis unzufrieden war, habe ich nachoperiert. Ich fand zu meiner sehr großen Überraschung eine komplett „ausgeweidete“ Oberarm-Fettgewebs-Loge, also mit kompletter chirurgischer Entfernung des gesamten, originären Logen-Fettgewebes, so dass alle großen Gefäße und Nerven – mikrochirurgisch und technisch umsichtig, jedoch nicht „gut“ operiert – frei lagen. Unglücklicher Weise hatte man ihr dabei einen größeren Hautnerven-Stamm durchtrennt, was zu großflächigen Sensibilitätsausfällen des Ober- und vor allem des Unterarms geführt hat, bleibend (FOTO). Alle Muskeln waren regelrecht „skelettiert“. Das ergab jedoch Probleme, weil ein wichtiges, natürliches anatomisches Kompartiment dieses Ortes fehlte. Statt dessen hatte sich ein riesiger Schleimbeutel als „Ersatz“ gebildet. War es richtig, an dieser Stelle restlos alles Fettgewebe zu entfernen, in der Absicht, auf gar keinen Fall ein Lipom-Rezidiv in Kauf zu nehmen? Dies finde ich zumindest diskussionswürdig.
Die geklagten postoperativen Beschwerden der Patientin, betreffend ihre schmerzhafte und stark juckende, also „arbeitende“ wulstige Operationsnarbe, seien auch vom Professor nicht ernst genommen worden. Seine Bemerkung sei gewesen, das gehe nicht besser, die Narbe sei gut so, wie sie ist.

Andererseits gibt es am Oberarm auch kleinere Lipome der subkutanen Fettgewebsschicht, die sich im Verhältnis relativ einfach entfernen lassen und mit dem beschriebenen Patientenfall nichts zu tun haben.

Oberarm-Lipom mit Keloidbildung

Beispiel einer 56-jährigen Patientin mit einer Keloidnarbe am linken Oberarm

Fotos: Dr. med. Roman Fenkl, mit schriftlicher Zustimmung der Patientin