LEISTEN-LIPOME

Lipome der Leistengegend sind eher selten. Doch auch sie haben ihre Besonderheiten.
In der Leiste verlaufen wichtige Nerven, Blut- und Lymphgefäße relativ nah an der Hautoberfläche. Sie gilt es alle bei der Operation zu schonen. Das klappt, wenn man sich präparatorisch exakt an die Lipomkapsel-Oberfläche hält.

Hierzu eine Patienten-Geschichte:
Eine mittelalterliche, sehr gepflegte, professionelle Musikerin hatte ein ca. mandarinengroßes, sehr störendes, einzelnes Lipom in der Leistengegend entwickelt. Die Operation selbst war eigentlich kein Problem, auffällig schnell erledigt und die ästhetische Hautnaht war meines Erachtens sehr gut gelungen. Die Kontrolle am Folgetag war unauffällig und die Patientin völlig schmerzfrei. Als die Patientin nach 6 Tagen wieder zur Kontrolle kam, war ein Teil der Haut um die Naht herum abgestorben (nekrotisch), und hinterließ einen maximal überraschten Plastischen Chirurgen. Das war ich überhaupt nicht gewohnt. Doch die Patientin versicherte plausibel, sich „sehr gut geschont“ zu haben. Ich glaubte ihr, bestellte sie jedoch kurzfristig wieder ein. Die Nekrose wurde größer, und alles verlief in Richtung „sekundäre Wundheilung“, d. h. hier würde die Wunde sich unter der abgestorbenen Haut vorübergehend öffnen. Ich grübelte und grübelte, denn ich hatte ganz sicher nichts falsch gemacht. Bis ich es endlich kapierte: Die Patientin war Musikerin. Und sie musizierte im Sitzen. Doch im Sitzen drückte sie sich selbst die Blutversorgung ihrer (schmerzlosen) Wundränder teils ab, bis sie in den am schwächsten durchbluteten Bereichen abgestorben waren. Aber sie hatte sich absichtlich geschont, nur eben im Sitzen, nicht im Liegen oder Stehen, wo die Beine im Hüftgelenk ausgestreckt und damit die Hautdurchblutung nicht dauerhaft „abgeklemmt“ gewesen wären. Hätte sie sich immer wieder einmal hingestellt oder hingelegt, wäre es sicher nicht zur Nekrose gekommen. Doch sie war fleißig beim Musizieren, wie sie es gewohnt war. Hätte ich das als Chirurg voraussehen müssen?

Beispiel der 59-jährigen Patientin mit einem schmerzlosen Tumor über dem linken Hüftknochen

Fotos: Dr. med. Roman Fenkl, mit schriftlicher Zustimmung der Patientin